الأحد، حزيران ٠٤، ٢٠٠٦


TU INTERNATIONAL 56 MAI 2005
28 p DISKUSSIONSFORUM
Nachhaltige
Wasserversorgung
in Damaskus - Grundlage
für eine Universitätskooperation
Uwe Tröger / TU Berlin
Gerade für urbane Räume in semiariden Gebieten stellt die nachhaltige
Wasserversorgung ein zentrales Problem dar. Um für Damaskus angemessene,
auch wirtschaftlich vertretbare Lösungen zu erarbeiten, kooperiert die TU
Berlin mit der Universität Damaskus.
Abb. 1: Satellitenbild. Ausschnitt Westhälfte Syrien mit
1 Euphratstausee und möglicher
Wasserentnahme,
2 Meerwasserentsalzung,
3 Region zur Einrichtung von
Kleinstaudämmen,
4 Karstgebiet mit potentiellen
Grundwasserreserven,
5 Libanon,
6 Al Figeh Quelle,
7 Damaskusebene und
8 Aleppobecken.
Foto: Autor
TU INTERNATIONAL 56 MAI 2005
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Der Begriff Nachhaltigkeit darf heute in keinem Projekt fehlen.
Eigentlich soll damit ausgedrückt werden, dass ein Projekt
nicht nur auf kurzfristigen Erfolg ausgelegt ist und der
Umgang mit den Ressourcen schonend erfolgt. Die soziale
und sozioökonomische Komponente ist in ihrer Ganzheit
berücksichtigt und stabilisiert den langfristigen Erfolg des
Projekts. In diesem Sinne ist der Nachhaltigkeitsbegriff für
die Ressource Wasser ein äußerst berechtigter
Projektanspruch. In der 1992 in Rio
de Janeiro beschlossenen Agenda 21
heißt es: „Die Ressource Wasser ist als
unverzichtbare Lebensgrundlage in Menge
und Güte und in Wahrung ihrer vielfältigen
ökologischen Funktionen nachhaltig
und verantwortlich zu nutzen“.
Länder mit geringem Wasserangebot
sind der Agenda 21 besonders verpflichtet,
denn das bedeutendste Lebensmittel
ist nur in beschränktem Umfang
vermehrbar. Deshalb müssen alle Anstrengungen
gemacht werden, Wasser
in Menge und Güte für die kommenden
Generationen zu erhalten. Dies geht nur,
wenn ein verantwortungsvolles Wassermanagement
betrieben wird. Damaskus,
eine Stadt, in deren Umland zudem eine
teilweise auf intensive Bewässerung
angewiesene Landwirtschaft betrieben
wird, ist ein Beispiel für viele andere
Städte in semiariden Gebieten.
Die Kooperation der TU Berlin
mit der Universität Damaskus
Wenn sich jemand von der TU Berlin für das Wassermanagement
im Großraum Damaskus interessiert und auch möchte,
dass Erkenntnisse zumindest den lokalen Behörden bei
Entscheidungen helfen, dann setzt dies eine kooperative
Zusammenarbeit voraus. Dabei muss der Partner Zugang zu
den lokalen Entscheidungsträgern haben, wenn die Ergebnisse
nicht nur theoretische Forschungsresultate bleiben sollen.
Geeignete Ansprechpartner für die öffentlichen Dienste sind
in Syrien in besonderem Maße die Universitäten.
Das Stipendienprogramm der syrischen Regierung für
exzellente Graduierte dortiger Universitäten zur Promotion an
deutschen Universitäten war der Auslöser der Kooperation
zwischen der TU Berlin und der Universität Damaskus. Zur
ersten Gruppe syrischer Stipendiaten, die mit dem Fünfjahres-
Programm für ausgezeichnete Studenten an die TU Berlin
kamen, gehört auch Ammar al-Ammareen. Er war nicht nur
der beste Master seines Jahrgangs, sondern hatte die höchste
Punktzahl seit vielen Jahren erreicht, die für einen Master vergeben
wurde. An der TU Berlin promoviert al-Ammareen im
Fachgebiet Hydrogeologie bei Professor Tröger. Dies brachte
die Kontakte zu seinen Betreuern an der Universität Damaskus
und die Diskussion der nachhaltigen Wasserversorgung in
Gang. Bereits seine Masterarbeit lieferte hierzu einige bedeutende
Erkenntnisse. Sehr schnell war die ganze Problematik
angesprochen und das Ziel der Forschungstätigkeit festgelegt.
Die bestehende Wasserversorgung
und der Bedarf
Damaskus hat eine Fläche von 118 km2 und derzeit drei
Millionen Einwohner, was etwa 20% der Bevölkerung Syriens
entspricht. Das Bevölkerungswachstum wird mit drei bis vier
Prozent veranschlagt. Der Wasserverbrauch liegt bei 700 Mio.
Kubikmeter pro Jahr, was einem Verbrauch von etwa 220 -
250 l/Einwohner und Tag (Berlin 120 l/E/d) entspricht. Der
Wasserbedarf wird aus zwei Quellen, der Barada- und der Al
Figeh-Quelle gedeckt, so lange diese überhaupt Wasser führen.
Bis Mai werden von der Al Figeh-Quelle über einen
Stollen 900.000 m3/d in die Stadt geleitet. 100.000 m3/d zusätzlich
liefert die Barada-Quelle. Während der Trockenzeit wird
aus 111 Brunnen, die im Stadtgebiet verteilt sind, Wasser
(150.000 m3/d) gefördert.
Der Wasserbedarf der Umgebung, in der eine intensive
Bewässerungslandwirtschaft betrieben wird, ist erheblich.
Studien gehen davon aus, dass sich der Wasserbedarf
für den Großraum Damaskus bis 2010 verdoppeln wird.
Wie viel Grundwasser den registrierten Brunnen insgesamt
entnommen wird, ist unsicher, da die installierten
Wassermengenmessgeräte häufig durch einen Bypass
umgangen werden. Seit 2003 gibt es ein großes Klärwerk,
das für Bewässerungszwecke Klarwasser zur Verfügung
stellt. Allerdings ist das Abwassersystem noch stark reparaturbedürftig,
so dass nur ein Bruchteil der Abwässer in
der Kläranlage ankommt. Es werden größte Anstrengungen
unternommen, um die Reparaturen voranzutreiben und
dadurch die Verluste zu minimieren. Weiterhin sind die
Kontaminationen aus dem maroden Abwassersystem
bereits in das Grundwasser durchgeschlagen, wie die
Ergebnisse der Master-Thesis von al-Ammareen deutlich
zeigen.
Die Barada-Quelle. Foto: Autor
TU INTERNATIONAL 56 MAI 2005
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Vorstellungen zur künftigen
Wasserversorgung aus der Ersten Welt
Die Studie eines Schweizer Büros ergab drei Lösungen für
die künftige Wasserversorgung von Damaskus:
1. Eine Trinkwasseraufbereitungsanlage am Euphratstausee
und die anschließende Überleitung des Wassers durch eine
Pipeline (vgl. Abb. 1).
2. Eine Meerwasserentsalzungsanlage am Mittelmeer und die
anschließende Überleitung des Wassers durch eine Pipeline.
3. Die Sammlung von Oberflächenwasser in vielen kleinen
Stauseen im Gebirge nördlich und nordwestlich von
Damaskus mit anschließender Überleitung in die Stadt.
Alle vorgeschlagenen Lösungen würden das Wasser sehr teuer
machen, und jeder Kubikmeter müsste erheblich bezuschusst
werden, um der Bevölkerung zumindest die Grundversorgung
zur Verfügung zu stellen. Bei allen genannten
Lösungen sind hohe Pumpkosten zu veranschlagen, da
Damaskus auf 800 m NN liegt. Die Pipeline vom Mittelmeer
wäre 300 km lang, und die Energiekosten für die Entsalzung
werden mit 2 - 4 $US/m3 veranschlagt. Für die etwa 350 km
lange Pipeline vom Euphrat wären 20 Pumpstationen erforderlich.
In beiden Fällen betrügen die Energiekosten etwa
2 - 5,25 $US/m3. Die hohe Schwankungsbreite ergibt sich aus
der Variation des Energiepreises. Der Bau vieler kleiner
Stauanlagen würde ebenfalls erhebliche Energiekosten für
das Pumpen erfordern. Ein weiteres Problem der Kleinstaudämme
besteht in der hohen Erdbebengefährdung des
Gebietes und in der starken Verkarstung des Gesteins, was
Dichtigkeitsprobleme mit sich bringen kann.
Zur Versorgung von Damaskus kann jedoch zusätzlich
noch unterirdisches Wasser genutzt werden:
1.Grundwasser im Stadtgebiet,
2.Grundwasser aus der Damaskusebene,
3.Grundwasser aus dem tiefen Karst des jurassischen Barada-
Becken (Teilbecken des Damaskusbeckens) und
4.der tiefe Karst in der Damaskusebene östlich der Stadt.
Weiterhin kann eine künstliche Grundwasseranreicherung
betrieben werden. Die Winterabflüsse des Barada-Flusses
und des Auvage-Flusses werden an geeigneter Stelle aufbereitet
und in das Grundwasser abgeleitet. Das Wasser
läuft derzeit in der Wüste des Damaskus-Beckens ab.
Hierzu können a) Flächenfilter und b) Brunnen genutzt
werden.
Da diese möglichen Maßnahmen bisher
nicht überprüft wurden, war das gemeinsame
Forschungsfeld abgesteckt. Die
Kollegen aus Damaskus kooperieren bei
der Erkundung der noch nicht genutzten
Wasservorräte. Da für die Humanversorgung
die Qualität des Grundwassers
von 1. und 2. nicht hinreichend
ist, wird derzeit mit Erfolg die Erforschung
des tiefen jurassischen Karstes
durchgeführt.
Bevor die technisch nicht einfache
künstliche Grundwasseranreicherung
thematisiert werden soll, gilt es, sich auf
die Gebiete zu konzentrieren, die bisher
schlecht erschlossen sind. Die Barada-
Quelle liefert derzeit maximal 100.000
m3/d Wasser, was einem Sechstel der Al
Figeh-Quelle entspricht. Erste Untersuchungen
haben gezeigt, dass noch
erhebliche nicht erschlossene Grundwasservorräte
im Karstgebiet westlich
von Damaskus entnommen werden können,
die mit den jährlichen Niederschlägen
von bis zu 800 mm im Gebirge
neu gebildet werden. Da eine Leitung
von der Barada-Quelle nach Damaskus bereits existiert, kann
die Grundwasserentnahme nicht nur nachhaltig, sondern auch
wirtschaftlich durchgeführt werden.
Die Kooperation mit der Universität Damaskus hat somit
die Forschung in einen Bereich geführt, der vorher nicht bearbeitet
wurde, da die ausländischen Berater sich auf einfache,
aber teure Lösungen konzentriert hatten. Eine grobe
Wasserbilanz macht deutlich, dass die Wasserversorgung aus
dem betrachteten Raum in zehn bis zwanzig Jahren nicht
mehr ausreichen wird. In der Zwischenzeit kann aber über
die beste Lösung für eine nachhaltige Wasserversorgung der
syrischen Hauptstadt und der umliegenden Bewässerungslandwirtschaft
nachgedacht werden.
Prof. Dr. Uwe Tröger
TU Berlin
Fakultät VI - Bauingenieurwesen und
Angewandte Geowissenschaften
Institut für Angewandte Geowissenschaften,
FG Hydrogeologie
Ackerstraße 71-76
13355 Berlin
uwe.troeger@tu-berlin.de
Überflutung des Barada-Flusses. Foto: Autor

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